
Buchstaben im Museum
Seit über 15 Jahren bewahrt das Berliner Buchstabenmuseum alte Neonschilder und Fassadenschriften vor Zerstörung und Vergessen. Im Sommer 2020 hat Barbara Dechant, die Direktorin des Museums, Merle Michaelis und mich eingeladen, dort eine Wand zu gestalten.
Oben donnern die S-Bahnen zu ihrem nächsten Stopp an der Station Bellevue, darunter ziehen die hohen Gewölbedecken die Besucher*innen des Buchstabenmuseums immer tiefer in die halbdunklen S-Bahnbögen.
In Berlin ist das Buchstabenmuseum fast noch ein Geheimtipp, aber international wurde so viel darüber berichtet, dass Gäste aus der ganzen Welt kommen, um sich die typografische Wunderkammer anzusehen. Die ganze, bunte Sammlung ist eine einzige Einladung zum Fotografieren, anders lässt sich die Begeisterung für die Farb- und Formenvielfalt der Exponate auch kaum bewältigen.



Projekt
Lettering-Mural im Buchstabenmuseum Berlin, zusammen mit Merle Michaelis
Format
Wandgestaltung mit 8 Meter langen Buchstaben, freihand gemalt
Jahr
2020
Kunde
Ein Lettering-Mural für das Buchstabenmuseum
Der Plan


Wir haben unseren »Berlin«-Schriftzug schlicht und gradlinig entworfen. Die riesigen Buchstaben sollten sich in ein schwarz-weißes Streifenmuster auflösen und erst auf den zweiten Blick zu erkennen sein.


Die Umsetzung
Doch was in den Skizzen einfach und im maßstabsgetreuen Modell machbar aussah, entpuppte sich bei der Umsetzung als Herausforderung. Wir dachten, das kriegen wir in zwei oder drei Tagen an die Wand, aber am Ende hat es eine volle Woche gedauert.
Schritt 1: Die Wand


Schritt 2: Die Decke
Denn den Entwurf in vier Metern Höhe zuerst mit Bleistift vorzuzeichnen und dann mit einer Malerrolle auf ein unebenes Mauerwerk zu übertragen, war schwieriger als es aussah.


Jeder S-Bahnbogen hat eine Fläche von rund 150 qm, die Gewölbe sind über viereinhalb Meter hoch und die Buchstaben sollten über Boden, Wand und Decke laufen. Für uns hieß das eine Woche lang: rauf aufs Rollgerüst, runter vom Rollgerüst.


Malen und lächeln in vier Metern Höhe
Schritt 3: Der Fußboden

Anzeichnen

Malen (übrigens mit normaler Wandfarbe)

Trocknen lassen

Die Buchstaben waren wirklich groß.

Sehr groß.
Schritt 4: Die Details
Am Schluss haben wir die Kanten der langen schwarzen Buchstaben auf dem rauen Mauerwerk an einigen Stellen ausgebessert – ohne sie zu sehr zu glätten.



Letzte Details …

… mit letzter Kraft am Ende einer langen Woche.
Das Ergebnis

Als wir fertig waren, bedeckte der Schriftzug fast die Hälfte der Wand- und Bodenflächen im ersten S-Bahnbogen des Museums. Auf einer geraden Fläche wären die Buchstaben über acht Meter hoch gewesen, doch in die Mauerecke des S-Bahnbogens gefaltet, bildete die eigentlich zweidimensionale Schrift einen begehbaren Raum.
Dieser Raum war von Anfang an als temporärere Installation geplant und inzwischen hat das Museum unser Mural wieder übergestrichen. Doch als Geisterbild ist es immer noch sichtbar.


Wir waren sehr cool …
Danke!
Hari Klein, der Fotograf, nicht der Maler, hat unsere Arbeit die Woche über begleitet und dokumentiert. Die gelungenen Fotos auf dieser Seite sind von Hari, die übrigen haben wir mit dem Handy gemacht. Danke!

… und sehr froh, als wir fertig waren.