20. Januar 2025
Als im Januar 2024 die Correctiv-Recherchen erschienen, bin ich mit ein paar Anti-AfD-Schildern auf die große Demo in Hamburg gegangen. Über die sozialen Medien fanden meine Schilder deutschlandweit Nachahmer*innen und haben Menschen inspiriert, selbst Flagge zu zeigen.
Dies ist die Geschichte, wie ich wurde zur Demoschild-Influencerin wurde.
Falls Sie meine Gifs auch verwenden wollen, Sie finden Sie auf Giphy und in der Gif-Suche auf Instagram, wenn Sie ChrisCampe (ohne Leerzeichen) oder All Things Letters eingeben.
Das analoge Gif für den CSD war der Vorläufer für das, was mir seit Januar 2024 passiert ist.
Ich meinte eigentlich »Ja, muss sein.« als Antwort auf die Frage, die queeren Menschen immer wieder gestellt wird »Muss das denn sein?« (»dass ihr so laut seid, dass ihr so bunt seid, dass ihr eine Parade macht, dass ihr ständig allen erzählt, dass ihr schwul seid«).
Dass ich das Komma vergessen habe, machte das Schild aber einem größeren Publikum zugänglich, denn viele dachten, es ginge um gegenseitiges Einvernehmen, im Sinne von consent: »Ein »Ja« muss ein«. Auch gut.
Am 10. Januar veröffentlichte das Correctiv seine Recherchen zum Geheimtreffen von Rechtsradikalen zur sogenannten »Remigration«.
Zwanzig Millionen Menschen deportieren, nur weil euch ihre Haarfarbe nicht passt – sag mal spinnt ihr?!
Zur ersten Demo in Hamburg am 12.1. kamen 2500 Leute. Hamburg hat fast zwei Millionen Einwohner*innen – wo waren die alle?!
Für die nächste Demo, eine Woche später, habe ich ein Schild gemalt. Ich mag Sprache und deswegen mag ich keine abgedroschenen Phrasen und Parolen wie »Nazis raus«. Also habe ich auf mein Schild einfach »Nein AfD Nein« geschrieben.
Und weil die Bedrohung durch die extreme Rechte ernst genug ist, habe ich noch zwei weitere Schilder gemalt, um das Ganze aufzulockern. Ich dachte: »Die Leute wollen eigentlich auf dem Sofa sitzen und ihre Ruhe haben statt auf eine Demo zu gehen, also soll es wenigstens ein bisschen Spaß machen.« Auf meinen Zusatzschildern stand »echt nicht« und »könnta knicken«.
Mit diesen Schildern ging ich am 19. Januar 2024 auf die Demo am Jungfernstieg. Die Demonstration musste abgebrochen werden, weil sie sie so überfüllt war. Zuerst war von 50.000 Teilnehmer*innen die Rede, diese Zahl wurde jedoch Anfang Februar 2024 von der Hamburger Innenbehörde deutlich nach oben korrigiert – auf mehr als das Dreifache: 180.000 Menschen gegen Nazis.
Demoschild in Elmshorn – beeindruckend gut nachempfunden.
Am Rande dieser Demo machte der PR-Berater und Influencer Marc Raschke im Vorbeigehen ein Foto von mir und meinen Schildern und zeigte es in seinen Stories auf Instagram zeigte.
Marc Raschke hat über 100.000 Follower*innen, seine Story haben anscheinend viele Leute gesehen, denn eine Woche später schickte mir eine Freundin ein Foto von einer Demonstration in einer Kleinstadt bei Hamburg. In Elmshorn trug eine Frau eine Kopie meiner Schilder bei sich. Meine Freundin fragte sie, woher sie das habe und sie sagte: »Ach, das hab ich irgendwo im Internet gesehen …«
Gleichzeitig haben andere Leute meine Schilder auch nachgemalt und mir von ihren Versionen Fotos geschickt. Es gab weitere Demos, ich habe weitere Schilder gemalt und dabei festgestellt, wie viele Wörter sich auf D reimen: »AfD? Scheiß Idee«, »AfD? Alter nee!«, »AfD is so passé«
Diese Schilder haben wieder Leute als Vorlage für ihre eigenen verwendet, Kolleg*innen haben meine Schilder in ihren Zeichnungen aufgegriffen, und der Stil wurde auch für andere Zwecke übernommen: zum Beispiel für den Kampf zur Rettung eines öffentlichen Bades in einer Kleinstadt in Niedersachsen.
Protestieren auf dem Hamburger Michel
Viele Wörter reimen sich auf »D«.
Demoschild-Zeichnung von Tanja Esch
Mein Original …
… und die Version von Katharina Winter
Demoschild-Zeichnung von Heike Haas
Mein erstes Schild gegen die AfD …
… und die Version von Christoph Babbel
gezeichnete Interpretation von Franziska Walther
Das Demoschild-Tutorial finden Sie hier.
Auf Instagram folgen mir die meisten Menschen wahrscheinlich weil sie sich für Lettering und Design interessieren. Sie sind nicht unbedingt politisch. Aber ich dachte, wenn ich die Leute bei ihrem Interesse für Schrift packe, sie dazu bringe, ein Schild zu malen und auf eine Demo zu gehen – dann wäre wirklich etwas gewonnen.
Also habe ich Anfang Februar 2024 einen kostenlosen Demoschild-Workshop im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe organisiert und bin zwei Wochen später gemeinsam mit einigen der Teilnehmer*innen auf die nächste Demo gegangen. Aus diesem Workshop haben sich im Laufe des Jahres weitere Demoschild-Workshops ergeben.
Weil das Interesse an meinen Schildern so groß war, habe ich außerdem ein Tutorial für meinen Blog geschrieben. Und selbstverständlich habe ich aus meinem ersten Demoschild auch wieder ein Gif gemacht.
Einige meiner ersten Anti-AfD-Schilder sind heute in der Sammlung vom Haus der Geschichte in Bonn, dem offiziellen Geschichtsmuseum Deutschlands, als zeitgeschichtliche Objekte, die die Proteste gegen Rechts Anfang 2024 dokumentieren.
Auch das hat sich übrigens über Instagram ergeben, weil mir eine der Kuratorinnen dort folgte und mir gleich nach der großen Demo am 19. Janauar 2024 schrieb: »Was machst du denn nach der Demo mit deinen Schildern?«
Die Kuratorin des Hauses der Geschichte holt die Schilder in meinem Atelier ab.
Jahrelang habe ich mich nicht richtig getraut, mich zu äußern. Ich hatte zu viel Angst, mich angreifbar zu machen. Doch als ich schließlich etwas gesagt habe, passierte das Gegenteil meiner Befürchtungen.
Das Feedback war gut, manche Leute haben sich bedankt und gesagt, dass ich Ihnen aus der Seele spreche. So ist mir klar geworden: Wenn ich meinen Blick auf die Welt teile, können sich andere darin wiedererkennen und dann entsteht eine Verbindung.
Und das ist vielleicht meine eigentliche Arbeit: In Worte fassen, wie es mir geht, damit das sagen können: »Ach, das kenne ich auch.«
»Jetzt ist aber mal Schluss hier!« – dieses Gefühl hatte ich Anfang 2024 wegen der Deportationspläne der extremen Rechten und Anfang 2025 ist es aktueller denn je. Vor kurzem hat mich eine Kollegin gefragt, was wir als Kreative in den sozialen Medien und darüber hinaus mit Blick auf die Bundestagswahl tun können. Dazu ein paar Gedanken:
Bis zur Bundestagswahl sind meine Demoschilder gegen rechts im Eckschaufenster des Event- und Co-Working-Spaces 17vor zu sehen, in bester Lage in Hamburg-Blankenese, direkt auf dem Weg, wenn man durch das berühmte Treppenviertel hinunter zur Elbe läuft.
Ich hatte gehofft, dass die Schilder die meisten Menschen im Viertel hoffnungsvoll machen und einige wütend. Zum Beispiel die Person, die in Blankenese ein Plakat, das für ein Fest der Vielfalt warb, mit AfD-Aufklebern überklebt hat. Oder die Person, die einen Stapel alte Ausgaben des rechtsextremen Compact-Magazins in den Zeitschriftenfächern der Stadtteilbibliothek platzierte.
Und tatsächlich, keine zwei Wochen nachdem ich das Schaufenster dekoriert habe, klebt ein »FCK GRN«-Aufkleber auf der Scheibe, genau so einer wie auf dem Plakat für das Fest der Vielfalt. Der Protest ist nötig.
20. Januar 2025
Als im Januar 2024 die Correctiv-Recherchen erschienen, bin ich mit ein paar Anti-AfD-Schildern auf die große Demo in Hamburg gegangen. Über die sozialen Medien fanden meine Schilder deutschlandweit Nachahmer*innen und haben Menschen inspiriert, selbst Flagge zu zeigen.
Dies ist die Geschichte, wie ich wurde zur Demoschild-Influencerin wurde.
Falls Sie meine Gifs auch verwenden wollen, Sie finden Sie auf Giphy und in der Gif-Suche auf Instagram, wenn Sie ChrisCampe (ohne Leerzeichen) oder All Things Letters eingeben.
Das analoge Gif für den CSD war der Vorläufer für das, was mir seit Januar 2024 passiert ist.
Ich meinte eigentlich »Ja, muss sein.« als Antwort auf die Frage, die queeren Menschen immer wieder gestellt wird »Muss das denn sein?« (»dass ihr so laut seid, dass ihr so bunt seid, dass ihr eine Parade macht, dass ihr ständig allen erzählt, dass ihr schwul seid«).
Dass ich das Komma vergessen habe, machte das Schild aber einem größeren Publikum zugänglich, denn viele dachten, es ginge um gegenseitiges Einvernehmen, im Sinne von consent: »Ein »Ja« muss ein«. Auch gut.
Am 10. Januar veröffentlichte das Correctiv seine Recherchen zum Geheimtreffen von Rechtsradikalen zur sogenannten »Remigration«.
Zwanzig Millionen Menschen deportieren, nur weil euch ihre Haarfarbe nicht passt – sag mal spinnt ihr?!
Zur ersten Demo in Hamburg am 12.1. kamen 2500 Leute. Hamburg hat fast zwei Millionen Einwohner*innen – wo waren die alle?!
Für die nächste Demo, eine Woche später, habe ich ein Schild gemalt. Ich mag Sprache und deswegen mag ich keine abgedroschenen Phrasen und Parolen wie »Nazis raus«. Also habe ich auf mein Schild einfach »Nein AfD Nein« geschrieben.
Und weil die Bedrohung durch die extreme Rechte ernst genug ist, habe ich noch zwei weitere Schilder gemalt, um das Ganze aufzulockern. Ich dachte: »Die Leute wollen eigentlich auf dem Sofa sitzen und ihre Ruhe haben statt auf eine Demo zu gehen, also soll es wenigstens ein bisschen Spaß machen.« Auf meinen Zusatzschildern stand »echt nicht« und »könnta knicken«.
Mit diesen Schildern ging ich am 19. Januar 2024 auf die Demo am Jungfernstieg. Die Demonstration musste abgebrochen werden, weil sie sie so überfüllt war. Zuerst war von 50.000 Teilnehmer*innen die Rede, diese Zahl wurde jedoch Anfang Februar 2024 von der Hamburger Innenbehörde deutlich nach oben korrigiert – auf mehr als das Dreifache: 180.000 Menschen gegen Nazis.
Am Rande dieser Demo machte der PR-Berater und Influencer Marc Raschke im Vorbeigehen ein Foto von mir und meinen Schildern und zeigte es in seinen Stories auf Instagram zeigte.
Marc Raschke hat über 100.000 Follower*innen, seine Story haben anscheinend viele Leute gesehen, denn eine Woche später schickte mir eine Freundin ein Foto von einer Demonstration in einer Kleinstadt bei Hamburg. In Elmshorn trug eine Frau eine Kopie meiner Schilder bei sich. Meine Freundin fragte sie, woher sie das habe und sie sagte: »Ach, das hab ich irgendwo im Internet gesehen …«
Gleichzeitig haben andere Leute meine Schilder auch nachgemalt und mir von ihren Versionen Fotos geschickt. Es gab weitere Demos, ich habe weitere Schilder gemalt und dabei festgestellt, wie viele Wörter sich auf D reimen: »AfD? Scheiß Idee«, »AfD? Alter nee!«, »AfD is so passé«
Diese Schilder haben wieder Leute als Vorlage für ihre eigenen verwendet, Kolleg*innen haben meine Schilder in ihren Zeichnungen aufgegriffen, und der Stil wurde auch für andere Zwecke übernommen: zum Beispiel für den Kampf zur Rettung eines öffentlichen Bades in einer Kleinstadt in Niedersachsen.
Demoschild in Elmshorn – beeindruckend gut nachempfunden.
Protestieren auf dem Hamburger Michel
Viele Wörter reimen sich auf »D«.
Demoschild-Zeichnung von Tanja Esch
Mein Original …
… und die Version von Katharina Winter
Demoschild-Zeichnung von Heike Haas
Mein erstes Schild gegen die AfD …
… und die Version von Christoph Babbel
gezeichnete Interpretation von Franziska Walther
Auf Instagram folgen mir die meisten Menschen wahrscheinlich weil sie sich für Lettering und Design interessieren. Sie sind nicht unbedingt politisch. Aber ich dachte, wenn ich die Leute bei ihrem Interesse für Schrift packe, sie dazu bringe, ein Schild zu malen und auf eine Demo zu gehen – dann wäre wirklich etwas gewonnen.
Also habe ich Anfang Februar 2024 einen kostenlosen Demoschild-Workshop im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe organisiert und bin zwei Wochen später gemeinsam mit einigen der Teilnehmer*innen auf die nächste Demo gegangen. Aus diesem Workshop haben sich im Laufe des Jahres weitere Demoschild-Workshops ergeben.
Weil das Interesse an meinen Schildern so groß war, habe ich außerdem ein Tutorial für meinen Blog geschrieben. Und selbstverständlich habe ich aus meinem ersten Demoschild auch wieder ein Gif gemacht.
Das Demoschild-Tutorial finden Sie hier.
Einige meiner ersten Anti-AfD-Schilder sind heute in der Sammlung vom Haus der Geschichte in Bonn, dem offiziellen Geschichtsmuseum Deutschlands, als zeitgeschichtliche Objekte, die die Proteste gegen Rechts Anfang 2024 dokumentieren.
Auch das hat sich übrigens über Instagram ergeben, weil mir eine der Kuratorinnen dort folgte und mir gleich nach der großen Demo am 19. Janauar 2024 schrieb: »Was machst du denn nach der Demo mit deinen Schildern?«
Die Kuratorin des Hauses der Geschichte holt die Schilder in meinem Atelier ab.
Jahrelang habe ich mich nicht richtig getraut, mich zu äußern. Ich hatte zu viel Angst, mich angreifbar zu machen. Doch als ich schließlich etwas gesagt habe, passierte das Gegenteil meiner Befürchtungen.
Das Feedback war gut, manche Leute haben sich bedankt und gesagt, dass ich Ihnen aus der Seele spreche. So ist mir klar geworden: Wenn ich meinen Blick auf die Welt teile, können sich andere darin wiedererkennen und dann entsteht eine Verbindung.
Und das ist vielleicht meine eigentliche Arbeit: In Worte fassen, wie es mir geht, damit das sagen können: »Ach, das kenne ich auch.«
»Jetzt ist aber mal Schluss hier!« – dieses Gefühl hatte ich Anfang 2024 wegen der Deportationspläne der extremen Rechten und Anfang 2025 ist es aktueller denn je. Vor kurzem hat mich eine Kollegin gefragt, was wir als Kreative in den sozialen Medien und darüber hinaus mit Blick auf die Bundestagswahl tun können. Dazu ein paar Gedanken:
Dieses kostenlose Handout können Sie auf DINA4 ausdrucken.
Bis zur Bundestagswahl sind meine Demoschilder gegen rechts im Eckschaufenster des Event- und Co-Working-Spaces 17vor zu sehen, in bester Lage in Hamburg-Blankenese, direkt auf dem Weg, wenn man durch das berühmte Treppenviertel hinunter zur Elbe läuft.
Ich hatte gehofft, dass die Schilder die meisten Menschen im Viertel hoffnungsvoll machen und einige wütend. Zum Beispiel die Person, die in Blankenese ein Plakat, das für ein Fest der Vielfalt warb, mit AfD-Aufklebern überklebt hat. Oder die Person, die einen Stapel alte Ausgaben des rechtsextremen Compact-Magazins in den Zeitschriftenfächern der Stadtteilbibliothek platzierte.
Und tatsächlich, keine zwei Wochen nachdem ich das Schaufenster dekoriert habe, klebt ein »FCK GRN«-Aufkleber auf der Scheibe, genau so einer wie auf dem Plakat für das Fest der Vielfalt. Der Protest ist nötig.
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