Mein Büro in einem ehemaligen Laden am Venusberg ist ein Guckkasten: drei Seiten Wand, eine Seite komplett aus Glas. Seit 2018 bemale ich das Schaufenster alle paar Monate mit einem neuen Alphabet. Die Serie heißt »Window Alphabets«.
Passend zu meiner Profession male ich seit 2018 alle paar Monate ein Alphabet auf mein Büroschaufenster. Hier beschreibe ich, wie ich vorgehe und beantworte alle Fragen, die mir zu den »Window Alphabets« immer wieder gestellt werden.
Meine Lettering-Alphabete entwickele ich, indem ich ständig in meinem Skizzenbuch zeichne. Ab und zu entstehen dabei Ideen, die ich gerne in groß sehen würde und die sich als Schaufenster-Alphabet eignen.
Wenn ich eine Idee gefunden habe, zeichne ich einen Entwurf in den Proportionen meines Fenster und arbeite ihn in mehreren Arbeitsschritten auf Transparentpapier aus.
Den ausgearbeiteten Entwurf versehe ich mit einem Raster, das ich vergrößert auch auf der Scheibe anbringe. So kann ich die Zeichnung leichter übertragen.
Das vorige Alphabet feuchte ich mit warmen Wasser und wasche es mit einem Schwamm ab. Farbreste entferne ich mit einem Schaber. Dann putze ich die Scheibe noch einmal mit Fensterreiniger, denn wenn sie bemalt ist, kann ich sie nicht putzen, das würde die Farbe anlösen.
Anhand des Rasters auf meiner Skizze rechne ich die Abstände für die Hilfslinien aus. Ich messe sie auf der Scheibe aus und mache mir mit einem Buntstift, der auf Glas schreibt Markierungen. Dann schlage ich mit einer Schlagschnur Kreidelinien auf die Scheibe.
Die Vorzeichnung mache ich innen auf der Scheibe mit einem Buntstift, der auch auf Glas zeichnet. Ich zeichne freihand und orientiere mich an dem Raster.
Foto: Hari Klein
Ich male von außen frei Hand mit weißer Acrylfarbe, meistens mit einem Flachpinsel. Korrekturen mache ich mit einem Schaber mit Rasierklinge. Ich male in weiß, weil man das auf dem dunklen Hintergrund des Raumes am besten sieht.
Zum Schluss entferne die Vorzeichnung und putze ich das Fenster noch einmal von innen.
Ich male meine Alphabete mit einfacher Acrylfarbe. Die lässt sich leicht wieder entfernen, entweder mit einer Rasierklinge oder mit Wasser und einem Schwamm. Wenn ich die Farbe anfeuchte, löst sie sich und lässt sich ganz leicht abwaschen. Reste kratze ich mit einem Schaber mit Rasierklinge ab.
In den meisten Fällen ist es sinnvoll, weiß oder eine andere helle Farbe zu verwenden, denn weil Fensterscheiben von weitem dunkel aussehen, sind helle Farben am besten zu sehen.
Achtung: Auf meinem Schaufenster hält die Acrylfarbe monatelang, weil das Haus über dem Fenster einen Meter vorspringt. So ist die Scheibe vor direktem Regen geschützt. Ich habe mal ein Schaufenster bemalt, das dem Regen ausgesetzt war, dort hat die Feuchtigkeit die Acrylfarbe innerhalb von wenigen Tagen brüchig gemacht und teilweise abgewaschen.
Ich habe keine Tipps, welche Farbe sich für Fenster eignet, die nicht vor dem Regen geschützt sind. Meine Empfehlung wäre, spiegelverkehrt von innen zu malen.
Meine Schaufenster-Alphabete – wie meine ganze Arbeit – basieren nicht auf bestimmten Fonts, sondern ich entwerfe die Schriften selbst. Das ist der Witz an der Sache.
Nach zehn Jahren Spezialisierung auf Schrift kenne ich die Grundformen der verschiedenen Schriftstile so gut, dass ich sie frei variieren kann. Das ist überhaupt die Idee der Schaufenster-Alphabet-Serie: Ich wandele die vertraute Grundform des Alphabets immer wieder neu ab.
Ich entwickele meine Ideen in meinem Skizzenbuch, indem ich ständig zeichne. Alles mögliche kann eine Anregung für ein Alphabet sein. Auf das Weirdphabet bin ich gekommen, weil mir jemand erzählt hatte, dass ihr Kleinkind das »E« mit beliebig vielen Querbalken malt. Beim Monoline-Alphabet wollte ich ein Schreibschrift-ABC und alle 26 Buchstaben nebeneinander auf die Scheibe quetschen – da wird dann automatisch jeder Buchstabe sehr schmal.
Ich male von Hand, ohne Schablonen. Je nach Alphabet mache ich mir entweder eine relativ genaue Vorzeichnung oder ich male freihand. Das kann ich, weil ich sehr, sehr viel Erfahrung mit meinen Händen habe. In der Nachbarschaft meines Büros wohnt ein Malermeister, als er mich mal gerade Linien hat ziehen sehen, hat er anerkennend genickt.
Auf den Fotos mit der Gesamtansicht sehen die Buchstaben sehr gleichmäßig aus, aber aus der Nähe sieht man die Unregelmäßigkeiten. Das Angenehme beim Malen auf Glas ist, dass ich jederzeit korrigieren kann, indem ich die Farbe wieder abschabe. Ich habe schon mal ein halbes Alphabet wieder abgekratzt, weil ich erst beim »P« gemerkt habe, dass ich das »G« vergessen hatte.
Foto: Hari Klein
Na, aus Spaß natürlich! Wenn ich schon so eine schöne große Schaufensterfläche zur Verfügung habe … Nebenbei erfüllt das Schaufenster so seinen ursprünglichen Zweck: Alphabete machen auf meine Arbeit aufmerksam. Gleichzeitig dienen sie mir als Gardine, die die Schaulust der Passanten bändigt – mein Büroraum ist nicht sehr tief und viele der Menschen, die daran vorbeigehen, bleiben stehen und schauen mir auf die Finger: »Guck mal, die malt!« Da gebe ich ihnen lieber einen anderen Blickfang.
Foto: Hari Klein
13 Schaufenster-Alphabete seit Oktober 2018. Hier sind sie chronologisch, in meinem Portfolio auch in groß.
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