
Ein Tag ein Wort – von Anfang Juli bis Ende Dezember 2023 habe ich jeden Tag mein Wort des Tages gezeichnet.
20. März 2022
aktualisiert im August 2025
Ideen entstehen beim Machen. Dadurch, dass ich – wie es bei uns zu Hause früher hieß – immer im Gange bin. Und genau dafür sind Daily Challenges ideal. Tägliche Kreativübungen haben aber auch noch andere Vorteile.
Bei einer kreativen Daily Challenge, bei der man sich vornimmt, für einen bestimmten Zeitraum täglich an einem Thema oder einem Projekt zu arbeiten, zum Beispiel für einen Monat, 100 Tage oder 365 Tage. Und selbst wenn man – wie ich – die gesetzte Anzahl von Tage nicht jedes Mal durchhält, sind solche Kreativ-Challenges inspirierend und nützlich.
Daily Challenges bieten nämlich die Gelegenheit, etwas Neues zu lernen und es regelmäßig zu üben. »Täglich ein bisschen« kann befreiend sein, denn ich muss nicht jeden Tag neu überlegen, ob ich mich noch ransetze oder doch lieber fernsehe. Dass es nicht nicht immer leicht ist, die Kreativzeit im Alltag unterzubringen, ist Teil der Erfahrung. Denn es geht auch darum, sich selbst besser kennenzulernen.
Häufig ist es ein Teil der Challenge, die Ergebnisse täglich in den sozialen Medien zu teilen und andere am Prozess teilhaben zu lassen. Das macht die Herausforderung verbindlicher und verhindert Lähmung durch Perfektionismus. 100 Tage sind eine lange Zeit und harte Tage gehören dazu. In solchen zähen Zeiten kann der Austausch mit anderen Teilnehmer*innen und der eigenen Community motivieren und zum Durchhalten anregen.
Manche Challenges geben täglich ein Stichwort vor, zu denen die Teilnehmer*innen arbeiten, doch mir sind Daily Projects ohne Prompts lieber: Oft ergeben sich für mich aus einer Idee gleich die nächsten zehn, da möchte ich nicht an tägliche Vorgaben gebunden sein.

Aus einer Idee ergeben sich gleich die nächsten zehn. Dass nicht jede gelingt, macht nichts, das Wertvolle ist die Summe der Erfahrungen, die man dabei sammelt.

Der Impuls für meine erste Daily Challenge kam von Francis Choquet. In einem Vortrag beim Berlin Letters Festival erzählte er, wie sehr eine 100-Tage-Challenge nicht nur sein Lettering-Skills verbessert, sondern auch zu seiner persönlichen Entwicklung beigetragen hatte. Die Begeisterung des Anfangs, die lähmenden Ideenlosigkeit nach den ersten drei Wochen, die Schwierigkeiten wieder einzusteigen, als er ein paar Tage hatte aussetzen müssen und schließlich das Glück, die 100 Tage tatsächlich zu vollenden – Francis Bericht machte mich neugierig.
Und tatsächlich, während ich 100 Tage lang Lettering zeichnete und die Zeichnungen auf Instagram zeigte, erlebte ich ähnliche Höhen und Tiefen. Vor allem aber veränderte sich meine Art zu arbeiten. Mein Skizzenbuch wurde für mich zu einem wichtigen Gegenüber. Ich begann zu verstehen, dass es nicht darauf ankam, jeden Tag eine tolle Zeichnung zu machen. Wichtig war die Summe der Erfahrungen. Und wenn man 100 Zeichnungen macht, sind am Ende doch ein paar gelungene dabei.
Wenn es richtig gut läuft, addieren sich die täglichen halben Stunden zu einem größeren Projekt: Die Alphabete meiner ersten 100-Tage-Challenge veröffentlichte ich ein Jahr später als Buch, es heißt natürlich »Alphabets«.

Idealerweise ergeben die täglichen halben Stunden einer Challenge ein größeres Projekt: Die Alphabete meiner ersten 100-Tage-Challenge habe ich mein Buch »Alphabets« veröffentlicht.

Meine bisherigen Daily Projects
Doch nicht immer sind 100-Tage-Projekte so erfolgreich wie meine erste Challenge. Im Winter 2020 wollte 100 Tage lang täglich eine Lettering-Animation produzieren. Klingt super! War aber viel zu viel. Doch nach 23 Tagen gab ich auf. Ich hatte unterschätzt, wie aufwändig Animationen sind und ich beherrschte die Technik nicht genug – auch diese Erkenntnis kann das Ergebnis einer Challenge sein.
Seitdem setze ich die Regeln für meine Daily Challenges realistischer. Und wenn ich doch mal einen Tag aussetze? Kein Problem, bloß nicht alles hinschmeißen, sondern den Tag einfach hinten anhängen. Der Rhytmus ist wichtiger als Lückenlosigkeit.
Im Laufe von 100 Tagen gehört alles dazu – Freude, Überschwang, Inspiration, aber auch Langeweile, Ungeduld und Frust. Denn eigentlich geht es bei diesen Projekten darum, sich selbst besser kennenzulernen: Was macht mir Spaß? Was fällt mir leicht? Wann wird mir langweilig und wo quäle ich mich? Wenn ich diese Dinge über mich weiß, ist es viel einfacher in Zukunft, genau das machen, was mir Freude macht und mir leicht fällt.
Meine Mutter würde jetzt sagen: »Aber das kann man sich ja nicht immer aussuchen!« Stimmt. Aber man kann es wenigstens anstreben.




Im Juli 2023 begann ich eine 30-Tage-Challenge. Ich zeichnete jeden Abend ein Wort, das meinen Tag repräsentierte. Die Form der Buchstaben sollte zum Inhalt passen.
Das habe ich meist frei assoziiert gelöst, so wie links mit den rund-entspannten Formen von »chill« oder dem dunklen, schweren »doubt«. Manchmal habe ich Wort und Bild auch expliziter verknüpft, zum Beispiel durch das laufende R mit wehenden Serifen-Haaren bei »explore«.
Zuerst zeichnete ich digital, aber das wurde zu aufwändig. Eigentlich arbeitete ich nämlich gerade an einem anderen Projekt und die Daily Challenge wurde eine aufwändige Art zu prokrastinieren. Deswegen stellte ich auf kleine Zeichnungen im Skizzenbuch um. Ohne Vorzeichnung zeichnete ich mit Filzstift drauflos. Filzstifte haben den Vorteil, dass ich nicht korrigieren kann und mit dem arbeiten muss, was ich aufs Papier bringe.
Als die 30 Tage um waren, machte ich einfach weiter. Die Challenge war ein schöner Anlass geworden, über meinen Tag nachzudenken. Nach 180 Tagen, an Neujahr, fiel mir nicht mehr viel ein und Wörter begannen sich zu wiederholen. Da wusste ich: Zeit, das Projekt zu beenden.
Aus all den genannten Gründen sind tägliche Kreativ-Challenges tatsächlich eine Herausforderung. Aber sie lohnen sich doch:
Täglich ein bisschen bringt am Ende richtig viel.
Beispiele für Künstler*innen, bei denen sich ein Daily Project mit der Zeit zum Kern ihrer Arbeit entwickelt hat.
Die 100-Tage-Projekte der Künstlerin Silke Schmidt sind etwas Besonderes, denn Silke kann nicht nur toll zeichnen, sondern auch wunderbar erzählen. Allein die Titel ihrer Projekte sind regen meine Phantasie an: »100 days of catching stars«, »100 days of people I have met along the way« und »100 days out of Berlin«.
2021 nahm Stefano Stoppani sich vor, ein Jahr lang jeden Tag einen Stempel zu schnitzen und damit ein Muster zu drucken. Als das Jahr um war, machte er einfach weiter. Auf Instagram heißt sein Projekt immer noch 365blockprints, doch die Serie umfasst in ihrem fünften Jahr bereits über Tausend Motive und Muster.
Ob Stefano Stoppani so lange weitermachen wird wie Mark Addison Smith? Mark hat sein tägliches Zeichenprojekt You Look Like the Right Type am 23. November 2008 begonnen und seitdem keinen einzigen Tag pausiert.
Mary Jo Hoffmans Daily Project ist fast so alt wie das von Mark Addison Smith und auch sie hat keinen einzigen Tag verpasst. Über 10 Jahre lang machte Mary Jo jeden Tag ein Foto von einem Fundstück aus der Natur und veröffentlichte es in ihrem Blog Still.
Doch seitdem im Oktober 2024 das Haus der Familie in Michigan abbrannte, ruht das Projekt. Zum Glück war gerade ein großer Bildband über die 4000 Fotos umfassende Sammlung erschienen.

Ein Tag ein Wort – von Anfang Juli bis Ende Dezember 2023 habe ich jeden Tag mein Wort des Tages gezeichnet.
20. März 2022
aktualisiert im August 2025
Ideen entstehen beim Machen. Dadurch, dass ich – wie es bei uns zu Hause früher hieß – immer im Gange bin. Und genau dafür sind Daily Challenges ideal. Tägliche Kreativübungen haben aber auch noch andere Vorteile.
Bei einer kreativen Daily Challenge, bei der man sich vornimmt, für einen bestimmten Zeitraum täglich an einem Thema oder einem Projekt zu arbeiten, zum Beispiel für einen Monat, 100 Tage oder 365 Tage. Und selbst wenn man – wie ich – die gesetzte Anzahl von Tage nicht jedes Mal durchhält, sind solche Kreativ-Challenges inspirierend und nützlich.
Daily Challenges bieten nämlich die Gelegenheit, etwas Neues zu lernen und es regelmäßig zu üben. »Täglich ein bisschen« kann befreiend sein, denn ich muss nicht jeden Tag neu überlegen, ob ich mich noch ransetze oder doch lieber fernsehe. Dass es nicht nicht immer leicht ist, die Kreativzeit im Alltag unterzubringen, ist Teil der Erfahrung. Denn es geht auch darum, sich selbst besser kennenzulernen.
Häufig ist es ein Teil der Challenge, die Ergebnisse täglich in den sozialen Medien zu teilen und andere am Prozess teilhaben zu lassen. Das macht die Herausforderung verbindlicher und verhindert Lähmung durch Perfektionismus. 100 Tage sind eine lange Zeit und harte Tage gehören dazu. In solchen zähen Zeiten kann der Austausch mit anderen Teilnehmer*innen und der eigenen Community motivieren und zum Durchhalten anregen.
Manche Challenges geben täglich ein Stichwort vor, zu denen die Teilnehmer*innen arbeiten, doch mir sind Daily Projects ohne Prompts lieber: Oft ergeben sich für mich aus einer Idee gleich die nächsten zehn, da möchte ich nicht an tägliche Vorgaben gebunden sein.

Aus einer Idee ergeben sich gleich die nächsten zehn. Dass nicht jede gelingt, macht nichts, das Wertvolle ist die Summe der Erfahrungen, die man dabei sammelt.

Der Impuls für meine erste Daily Challenge kam von Francis Choquet. In einem Vortrag beim Berlin Letters Festival erzählte er, wie sehr eine 100-Tage-Challenge nicht nur sein Lettering-Skills verbessert, sondern auch zu seiner persönlichen Entwicklung beigetragen hatte. Die Begeisterung des Anfangs, die lähmenden Ideenlosigkeit nach den ersten drei Wochen, die Schwierigkeiten wieder einzusteigen, als er ein paar Tage hatte aussetzen müssen und schließlich das Glück, die 100 Tage tatsächlich zu vollenden – Francis Bericht machte mich neugierig.
Und tatsächlich, während ich 100 Tage lang Lettering zeichnete und die Zeichnungen auf Instagram zeigte, erlebte ich ähnliche Höhen und Tiefen. Vor allem aber veränderte sich meine Art zu arbeiten. Mein Skizzenbuch wurde für mich zu einem wichtigen Gegenüber. Ich begann zu verstehen, dass es nicht darauf ankam, jeden Tag eine tolle Zeichnung zu machen. Wichtig war die Summe der Erfahrungen. Und wenn man 100 Zeichnungen macht, sind am Ende doch ein paar gelungene dabei.
Wenn es richtig gut läuft, addieren sich die täglichen halben Stunden zu einem größeren Projekt: Die Alphabete meiner ersten 100-Tage-Challenge veröffentlichte ich ein Jahr später als Buch, es heißt natürlich »Alphabets«.

Idealerweise ergeben die täglichen halben Stunden einer Challenge ein größeres Projekt: Die Alphabete meiner ersten 100-Tage-Challenge habe ich mein Buch »Alphabets« veröffentlicht.

Meine bisherigen Daily Projects
Doch nicht immer sind 100-Tage-Projekte so erfolgreich wie meine erste Challenge. Im Winter 2020 wollte 100 Tage lang täglich eine Lettering-Animation produzieren. Klingt super! War aber viel zu viel. Doch nach 23 Tagen gab ich auf. Ich hatte unterschätzt, wie aufwändig Animationen sind und ich beherrschte die Technik nicht genug – auch diese Erkenntnis kann das Ergebnis einer Challenge sein.
Seitdem setze ich die Regeln für meine Daily Challenges realistischer. Und wenn ich doch mal einen Tag aussetze? Kein Problem, bloß nicht alles hinschmeißen, sondern den Tag einfach hinten anhängen. Der Rhytmus ist wichtiger als Lückenlosigkeit.
Im Laufe von 100 Tagen gehört alles dazu – Freude, Überschwang, Inspiration, aber auch Langeweile, Ungeduld und Frust. Denn eigentlich geht es bei diesen Projekten darum, sich selbst besser kennenzulernen: Was macht mir Spaß? Was fällt mir leicht? Wann wird mir langweilig und wo quäle ich mich? Wenn ich diese Dinge über mich weiß, ist es viel einfacher in Zukunft, genau das machen, was mir Freude macht und mir leicht fällt.
Meine Mutter würde jetzt sagen: »Aber das kann man sich ja nicht immer aussuchen!« Stimmt. Aber man kann es wenigstens anstreben.




Im Juli 2023 begann ich eine 30-Tage-Challenge. Ich zeichnete jeden Abend ein Wort, das meinen Tag repräsentierte. Die Form der Buchstaben sollte zum Inhalt passen.
Das habe ich meist frei assoziiert gelöst, so wie links mit den rund-entspannten Formen von »chill« oder dem dunklen, schweren »doubt«. Manchmal habe ich Wort und Bild auch expliziter verknüpft, zum Beispiel durch das laufende R mit wehenden Serifen-Haaren bei »explore«.
Zuerst zeichnete ich digital, aber das wurde zu aufwändig. Eigentlich arbeitete ich nämlich gerade an einem anderen Projekt und die Daily Challenge wurde eine aufwändige Art zu prokrastinieren. Deswegen stellte ich auf kleine Zeichnungen im Skizzenbuch um. Ohne Vorzeichnung zeichnete ich mit Filzstift drauflos. Filzstifte haben den Vorteil, dass ich nicht korrigieren kann und mit dem arbeiten muss, was ich aufs Papier bringe.
Als die 30 Tage um waren, machte ich einfach weiter. Die Challenge war ein schöner Anlass geworden, über meinen Tag nachzudenken. Nach 180 Tagen, an Neujahr, fiel mir nicht mehr viel ein und Wörter begannen sich zu wiederholen. Da wusste ich: Zeit, das Projekt zu beenden.
Aus all den genannten Gründen sind tägliche Kreativ-Challenges tatsächlich eine Herausforderung. Aber sie lohnen sich doch:
Täglich ein bisschen bringt am Ende richtig viel.
Beispiele für Künstler*innen, bei denen sich ein Daily Project mit der Zeit zum Kern ihrer Arbeit entwickelt hat.
Die 100-Tage-Projekte der Künstlerin Silke Schmidt sind etwas Besonderes, denn Silke kann nicht nur toll zeichnen, sondern auch wunderbar erzählen. Allein die Titel ihrer Projekte sind regen meine Phantasie an: »100 days of catching stars«, »100 days of people I have met along the way« und »100 days out of Berlin«.
2021 nahm Stefano Stoppani sich vor, ein Jahr lang jeden Tag einen Stempel zu schnitzen und damit ein Muster zu drucken. Als das Jahr um war, machte er einfach weiter. Auf Instagram heißt sein Projekt immer noch 365blockprints, doch die Serie umfasst in ihrem fünften Jahr bereits über Tausend Motive und Muster.
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